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17. Juli 2003 - Nun ist es auch schon wieder eineinhalb Jahre her, so würde der famose Telemax seine Kolumne in der „Krone“ beginnen - und würde es die „Krone“ nur wegen dieser Kolumne geben, so wäre die Existenz dieses Blattes hinreichend moralisch legitimiert, aber das ist eine andere Geschichte -  nun ist es also schon wieder eineinhalb Jahre her, dass Europa den Euro eingeführt hat, und wie sich nun herausstellt, ist der Euro, das Esperanto der Weltwährungen, ein Kunstprodukt, das von vielen Europäern im Allgemeinen und von sehr, sehr vielen Österreichern im Besonderen nicht wirklich angenommen wird, nicht nur mental und emotional, wie viele sagen: wir zahlen in Euro aber rechnen in Schilling, nein, buchstäblich abgelehnt wird der Euro von einer gar nicht so kleinen Bevölkerungsgruppe, denn wie uns die Österreichische Nationalbank heute mitteilte, haben noch 15 Prozent der Österreicher, das sind 1,2 Millionen Menschen, was soviel heißt wie lebende Menschen, Schilling-Banknoten in ihren Sparstrümpfen, und nicht ein paar Zerquetschte, sondern summa summarum mehr als 12.000.000.000 Schilling, in Worten also zwölf Milliarden Schilling im Gegenwert von rund 900 Millionen Euro wie uns die Nationalbank pflichtbewusst vorrechnet, eine nette Summe, die die Nationalbank nun mit einem Bus vor der Haustür der Besitzer abholen will, weil diese Leute offenbar gewohnt sind, dass ihnen der Bäcker Semmerl, Brot und Milch bis vor die Haustür bringt, darum warten sie nun darauf, dass ein National-Banker bei ihnen läutet und vielleicht auch in bisserl beim Suchen hilft, zwölf Milliarden Euro, die müssen schon ordentlich verstaut sein, das sind im Schnitt läppische 10.000 Schilling, für die 1,2 Millionen Österreicher (und auch Östereicherinnen, um hier dem Gleichheitsparagrafen gerecht zu werden) keine bessere Verwendung haben als dieses Geld wegzustecken bis zum Jüngsten Gericht, sozusagen als eiserne Reserve für die Ewigkeit, da fragt sich ein Durchschnittsösterreicher, der gerade mal zwei Zwanzger in seinem Schilling-Depot hat, und zwar einen ganz alten Zwanzger mit Carl Ritter von Ghega, der mit dem Bau der Semmering Bahn weltberühmt wurde, und einen weniger alten Zwanzger mit dem Moritz Daffinger, den kein Schwein kennt, das hab ich umgehend wissenschaftlich verifiziert, denn nicht einmal der Brockhaus hat ihm einen Eintrag gewidmet, aber er dürfte wohl was mit der Albertina zu tun haben, denn die ist auf der Rückseite abgebildet, und da können die Nationalbank-Busse noch zehn Jahre durch die Lande fahren, die geb ich nicht her, denn die zwei Zwanzger bilden das Fundament meines immerwehrenden, nein immerwährenden Schilling-Kontos, aber bitte, das ist ja auch kein Brocken wie 10.000 Schilling oder auch mehr, denn 10.000 Schilling sind ja bloß ein Mittelwert, nach dem die National-Banker nun von Außervillgraten bis Zurndorf fahnden, aber wozu fragt sich, denn wenn bei mir die Sentimentalität auch nur für zwei Zwanzger reicht, warum soll man denn den Bürgerinnen und Bürgern der Alpenrepublik nicht auch die Sentimentalität für zwei Fünftausender gönnen, es war ja immerhin unser Nationalheiliger Amadee, man gönnt sich ja sonst nichts, also bittschön Herr Liebscher, und bittschön Gnä´ Frau von Gugerell, lassens doch den Österreichern und Österreicherinnen ihr bescheidenes Glück, tut sie nicht mit landesweiten Fahndungen, die als Bürgerservice getarnt sind, aufscheuchen, schauen Sie, das bringt doch nichts, und schon gar nicht dem Karl Heinz, der da sicher ein Auge zudrücken wird, wenn man ihn dafür wieder in Ruhe lässt, denn der beste Darsteller eines Finanzministers, den Österreich je gesehen und erlebt hat, hat sich auch was anderes verdient als eine Schmutzkübelkampagne - aber das ist jetzt wirklich eine ganz andere Geschichte ...

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