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VKK Verein Kunst und Kultur Eichgraben - A-3032 Eichgraben, Kirchenstraße 15, Beim Bahnhof - Vernissage: 5. September 2009 um 18.00 Uhr - Ausstellungsdauer bis 4. Oktober 2009
 
Weitere Ausstellung (gemeinsam mit Judith Fischer, Gert Linke, Evelin Klein) im Auteno.com Flagshipstore, Wien -  Eröffnung am 28. September 2009 durch Carl Aigner
 
„Über das Geistige in der Kunst“ von Wassiliy Kandinsky, geschrieben vor rund 100 Jahren, sowie sein 1926 erschienenes Buch „Punkt und Linie zu Fläche“ sind Schlüsselwerke für das Verständnis der Bilder von Tonia Kos.
 
Philosophisch betrachtet steht Kandinskys Begriff des Geistigen in einer mystisch-romantischen Tradition. Dieser Romantizismus führt allerdings leicht zu einer Verklärung der historischen Realitäten. So werden die historischen Ereignisse der Russischen Revolution, des 1. Weltkrieges, des Faschismus und Nationalsozialismus und schließlich des 2. Weltkrieges, die Kandinsky alle hautnah miterlebt hat, in seinen Schriften mit keinem Wort erwähnt. In romantischer Tradition glaubt Kandinsky, „daß der Maler bald stolz sein wird, seine Werke konstruktiv erkären zu können ... und endlich, daß dieser Geist in der Malerei im organischen direkten Zusammenhang mit dem schon begonnenen Neubau des neuen geistigen Reiches steht, da dieser Geist die Seele ist der Epoche des großen Geistigen.“
Angesichts dieser pathetischen Töne stellt sich die Frage, wie wir Kandinsky heute lesen sollen. Sein romantisches Verständnis des Geistigen darf man nicht überbewerten, aber es völlig zu ignorieren ist ebenso falsch. Kandinsky bloß als „Erfinder“ der abstrakten Kunst zu schubladisieren wäre ohne das „Geistige in der Kunst“ banal, da für Kandinsky die abstrakte Form nur als Element des geistigen Inhalts relevant ist.
 
In seinem Aufsatz „Malerei als reine Kunst“ (erschienen 1918) nähert sich Kandinsky jenem Verständnis von Geist und Materie an, das die Dualisten - von Platon über Descartes bis zur Aufklärung - entwickelt haben. „Reine“ Kunst kann man hier wie „reine“ Vernunft im Sinne Kants interpretieren, das bedeutet Kunst, die nicht die Natur als Vorbild braucht, sondern Kunst, die ohne empirischen Bezug direkt aus dem Geist entspringt. Kandinsky schreibt hier wörtlich: „Das Kunstwerk besteht aus zwei Elementen: aus dem inneren und aus dem äußern. Das innere Element, einzeln genommen, ist die Emotion der Seele des Künstlers. ... Das bestimmende Element ist das des Inhalts. Die Form ist der materielle Ausdruck des abstrakten Inhaltes. Die Wahl der Form wird also durch die innere Notwendigkeit bestimmt, die wesentlich das einzige unveränderliche Gesetz der Kunst ist.“
 
Kandinsky strebt nach der reinen Malerei, nach dem Ideal der „reinen“ Musik, die nichts abbildet, sondern Stimmungen zum Ausdruck bringt. Das was die Musik mit langen, kurzen, leisen, lauten Tönen, Melodien, Harmonieren, Dissonanzen und Klangfarben verschiedener Instrumente erreicht hat, versucht Kandinsky als Kompositionsprinzipien „aus innerer Notwendigkeit“ heraus für die Malerei zu konstituieren. Sein Idealbild umreißt er in dem Aufsatz „Über die Formenfrage“, 1912: „Wenn also im Bild eine Linie von dem Ziel, ein Ding zu bezeichnen, befreit wird und selbst als ein Ding fungiert, wird ihr innerer Klang durch keine Nebenrollen abgeschwächt und sie bekommt ihre volle innere Kraft.“
 
Die Komposition ist neben Impression und Improvisation für Kandinsky die komplexeste Bildform, die er als Maler verwirklichen will. Seine Kompositions-Theorie begründet Kandinsky in dem Buch „Punkt und Linie zu Fläche“ (erschienen erstmals 1926). Allerdings kommt Kandinsky in dieser Abhandlung über die Beschreibung der Grundelemente einer Kompositionslehre nicht hinaus. Punkt, Linie, Fläche – das ist nicht viel mehr als die Notation in der Musik; die Komplexität der Klangfarben wird hier nur elementar erläutert, die Harmonielehre fehlt vollständig. Dieser Schwäche war sich Kandinsky auch bewusst, als er einleitend schrieb: „Hier versuche ich nur einige Wegweiser aufzustellen.“
 
So beschränkt sich Kandinsky auf die Analyse der abstrakten Kunst und meint abschließend: „Schlußfolgerungen aus diesem Material zu ziehen, ist die Aufgabe der Philosophie, und ist eine im höchsten Sinne synthetische Arbeit. Diese Arbeit führt zu Offenbarungen im Inneren – soweit es jeder Epoche gegeben sein kann.“ Diese Aussage entspricht seiner anfangs kritisierten romantisch-pathetischen Einstellung. Aus heutiger Sicht – und in der Sprache etwas nüchterner – würde ich meinen: Schlussfolgerungen aus Kandinskys Theorien kann man am besten ziehen, wenn man abstrakte Kunst wie die Werke von Tonia Kos studiert. Ob diese Werke sich als „Offenbarungen“ erweisen, oder bloß als Basis weiterer Analysen kompositorischer Verfahren, sei dem Betrachter überlassen.
Jedenfalls gelten für die Werke von Tonia Kos die Worte Kandinskys: „Jedem, den der innere Klang der Form nicht erreicht, wird ein derartiges Komponieren stets als bodenlose Willkür erscheinen. .. . Hier finden wir denselben Maßstab und dasselbe Prinzip, welches wir bis jetzt überall als das einzige rein künstlerische, vom Nebensächlichen freie fanden: Das Prinzip der inneren Notwendigkeit.
 
Tonia Kos
1942 in Deutschland geb. lebt in Wien
Einzelausstellungen
2000 Kunstverein Oberösterreich, Linz; 2002 Galerie M-ART, Wien;
2003 St. Anna Kapelle / Wien; „Kontrollierter Zufall“ Club Alpha / Wien
2004 Galerie Artefakt / Wien,     Inter-Art / Salzburg
2007 Quedlinburg / Deutschland; der Kunstraum, Wien
2008 Landhausgalerie / St. Pölten / NÖ.; Nagoya / Japan;
2009 Galerie „ega“ / Wien; Galerie am Bahnhof / Eichgraben / NÖ
Ausstellungsbeteiligungen
2000 Basel, Schweiz; Lithografie Beijing, China; UlanBator, Mongolei 
2001 Peru; 2001 St. Petersburg, Russland;
2002 Kunstverein Udine, Italien; 2002 Halle, Deutschland;
2008 Kurashiki Museum, Kyoto / Japan,
2009 „Abstraktionen“ Peking / China
 

Siehe auch: Ausstellung "Die Mitte des Lebens"

Alfred Biber und Tonia Kos

Vernissage am 22. August 2012

Dauer der Ausstellung: bis 18. September 2012

Bilder von Tonia Kos

Biografie von Tonia Kos

Wiener Zeitung

 

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