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EZB-Präsidentin Christine Lagarde twittert. Damit bringen Persönlichkeiten von Rang und Namen ihre Nachrichten und ihre Botschaften direkt an den Mann und an die Frau. Am 1. November – zum 1. Jahrestag ihrer Amtseinführung - hat sie gleich sechs Beiträge abgesendet:

 

It’s already been one year since I took up my role as President of the @ecb. It has been a difficult year for Europe and the world, but together we have achieved some important milestones that I believe are worth reflecting on.

 

Europe is moving towards a new model for dealing with crises. When faced with the largest economic shock since the Second World War, we have shown that by acting together we can achieve more for European citizens. This is something to be proud of.

 

I was honoured to provide my signature for our banknotes and it was great to hold the finished product in my hands.

Lagard Euro signation

 

The euro is a tangible representation of European integration and a symbol of unity that we carry with us each day.

 

Climate change is everybody’s responsibility and I have spoken this year about how I want to explore every avenue available to combat climate change. Central banks need to devote greater attention to understanding its impact.

 

We’ve started exploring the possibility of launching a digital euro. As Europeans are increasingly turning to digital in the ways they spend, save and invest, we should be prepared to issue a digital euro, if needed. I’m also keen to hear your views on it.

 

Da ich schon um meine Meinung gefragt werde, möchte ich mich hier gerne dazu äußern. Ich bin kein Finanzexperte, sondern Philosoph. So kann ich den Sinn des Projektes bislang weder erkennen, noch kommentieren, sehr wohl aber ein paar Frage stellen:

 

Was eigentlich ist die Besonderheit der „Digitalität“ am digitalen Euro? Schon jetzt liegt der Anteil des Bargeldes gerade mal bei 10 Prozent der gesamten Geldmenge. Per 31. Dezember 2019 waren 24,06 Milliarden Banknoten mit einem Gegenwert von 1,29 Billionen Euro und 135,08 Milliarden Münzen mit einem Gegenwert von 29,99 Milliarden Euro in Umlauf. Insgesamt beläuft sich der Euro-Bargeldumlauf somit auf 1,32 Billionen Euro. Ende Mai des Jahres 2020 belief sich die Geldmenge M3 in der Euro-Zone auf eine Summe von rund 13,79 Billionen Euro. Dies entspricht einem Anstieg um etwa 6 Prozent im Vergleich zum Ende des Vorjahres. Insgesamt ist über den betrachteten Zeitraum ein stetiges Geldmengenwachstum innerhalb des Euroraums zu beobachten. (Quellen: OeNB und Statista)

 

Weiters stellt sich die Frage, wie sich der „digitale Euro“ vom bisherigen Euro abgrenzen soll. Wird es künftig einen E-Euro (im Sinne von EZB-Euro), einen F-Euro (im Sinne von Fiat-Geld, das Privatbanken durch Kreditvergabe schaffen) und einen B-Euro (Bargeld) geben? Zahlen wir dann künftig immer mit demselben Euro, oder bloß mit dem gleichen Euro. Bargeld und Buchgeld (B-Euro und F-Euro) sind an sich derselbe Euro. Eine Ein-Euro-Palmers Geschenkmünze ist dagegen zwar der gleiche Euro(wert) wie der Euro der Münze Austria, aber nicht dasselbe Zahlungsmittel, also nicht derselbe Euro.

 

Nicht zuletzt stellt sich die prinzipielle Frage, welchen Zweck der „digitale Euro“ haben soll. Man hört, er solle zur Stabilisierung des Geldsystems beitragen. Das heißt aber im Umkehrschluss: das bestehende Geldsystem ist nicht mehr stabil. Diplomatisch formuliert: es gibt Anzeichen dafür, dass das bestehende Geldsystem ins Schwanken geraten ist. Zynisch formuliert: Nun hat sogar die EZB erkannt, dass die Stabilität des bestehenden Geldsystem ins Schwanken geraten ist.

 

Siehe auch: Was ist ein E-Euro?

Siehe auch: Die Alchemie der Finanzen

Siehe auch: Gott Geld und Corona

 

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