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Wien (23.10.2003) - Kunstkritik im Sinne einer analytsichen Auseinandersetzung mit Künstlern, Ausstellungen, Galerien und Museen findet in österreichischen Tageszeitungen zu wenig Platz. Häufig wird nur berichtet, was passiert, ohne kritisch die Inhalte zu hinterfragen, meinten die Diskussionsteilnehmer der Wiener Kunstgespräche zur Frage: Wieviel Kritik braucht die Kunst?

Rainer Metzger, Dozent an der UNI Stuttgart und Kunstkritiker bei Tagesanzeiger und artmagazine.cc, meinte: "Kunstkritik setzt sich seit dem 18 Jahrhundert mit der Frage auseinander, was kann eigentlich Kunst sein? Dies inkludiert auch die Positionen und Skrupel des Kritikers. In der Praxis fordern die Künstler und Galerien aber vom Kritker, er solle bloß seiner Informationspflicht als Redakteur nachkommen. Dazwischen muss man eine praktikable Postition finden. Wenn ich mir was anschau, bedeutet das nicht automatisch, dass ich etwas schreibe. Dazu kommt, dass der Kritiker in der Zeitung oft nicht ausreichend Platz für seine Themen bekommt."

"Es gibt 135 Galerien in Wien, mit einem sehr kleinen Mitarbeiterstab. Wenn ich Pressearbeit mache ist mir klar, dass 135 weitere Presseinfos auf den Redaktionsschreibtisch kommen. Manchmal ist es wirklich schwer. Aber es gibt nicht nur die Tageszeitungen, sondern auch andere Medien, über die man Kunstkritik in die Öffentlichkeit bringen kann", so Philipp Maurer, der als Leiter der Kleinen Galerie auch die "Wiener Kunsthefte" heraus gibt. Maurer betonte jedoch, dass Kunstkritik nicht erst in den Medien beginnt, sondern schon im Dialog zwischen Künstlern und Galeristen und in der Eröffnungsrede bei einer Vernissage.

Was kann ein kleiner Verlag zu Kunstkritik beitragen? Diese Frage versuchte der Mitbegründer des Triton Verlages, Lucas Gehrmann, zu beantworten: "Zunächst muss die Frage geklärt werden: Ist ein Buch überhaupt finanzierbar? Wenn Subventionen die Druckkosten abdecken, überlegt man trotzdem, man will ja etwas verkaufen. Vom Verkauf bleiben maximal 30 Prozent bei Verlag hängen. Nach Klärung dieser Fragen beginnt die Arbeit mit den Künstlern am Buch. Ich bevorzuge die hermeneutsiche Methode mit einer Werkbeschreibung von verschiedenen Autoren. Ein Buch kann aber auch ganz ohne Text auskommen." Aktuell erschienen ist eine satirische Auseinandersetzung mit der kulturpolitischen Realität in Österreich, "Politisch für Künstler. Der Lehrgang zum erfolgreichen politischen Künstler in 12 Lektionen". http://www.triton-verlag.at/

Die Wiener Kunstgespräche werden organisiert von der IG Galerien in Kooperation mit artmagazine.cc und ptv.at, dem WebTV von pressetext.austria. Die Gespräche werden von ptv.at aufgezeichnet und können unter http://www.ptv.at , http://www.artmagazine.cc und http://www.ig-galerien.org abgerufen werden. Die nächsten Termine im Kunstraum der Ringstrassen Galerien (Beginn jeweils 19.00 Uhr):

4.11.03 Wieviel Geld braucht die Kunst?
11.11.03 Wieviel Erregung braucht die Kunst?
18.11.03 Wieviel Raum braucht die Kunst?

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